An einem schönen Samstagnachmittag durchs herbstliche Wien spazieren und dabei ein Dutzend kulinarische Stopps einlegen. Das war die „Best of Grätzel“-Tour, zu der uns Gusto Guerilla im Oktober eingeladen hat. Diesmal führten die Route zu einem Gutteil durch die Leopoldstadt, bevor es über die Innere Stadt weiter nach Margareten ging. Angesteuert wurden wie bei allen Guerilla-Touren in erster Linie Inhaber-geführte Lokale und Läden. Kleine, die man außerhalb der Nachbarschaft vielleicht noch nicht kennt, aber auch bekannte Adressen.
Da sechs der zwölf Stationen in der Josefstadt lagen, haben wir dort auch unsere Tour begonnen. Mit unseren Armbändern, die uns die Guerillas ein paar Tage vor der Veranstaltung per Post zugeschickt hatten, begaben wir uns zuerst ins Nordbahnviertel zu Der Burgenländer. In der kleinen Greißlerei und Vinothek, die sich auf – no na – burgenländische Produkte spezialisiert hat, gab’s regionaltypische Grammelpogatscherl und wahlweise Sturm oder Jungwein. Uns persönlich waren die Tischtennisball-großen Pogatscherl zwar etwas zu trocken, aber einem burgenländischen Freund zufolge waren sie genau wie sie sein sollten.
Der Burgenländer servierte Sturm, Wein und Grammelpogatscherl
Weiter ging’s auf den Vorgartenmarkt, wo gleich drei Stopps warteten. In der Enoteca Amici Miei servierte man Focaccia-Stücke mit Käse und Trüffel sowie Tortellini mit Ricotta-Kürbis-Füllung – beides 1A. Im Bio-Feinkostladen Wilder Osten (in dem man auch frühstücken kann) haben uns sowohl der Ziegenkäse mit Schwarzkümmel und der Räucherkäse mit Powidl als auch die süßen Teigtascherl mit Beerenfülle überzeugt. Und im Das Ferment hätte man Kostproben vom fermentierten Gemüse bekommen.
In der Enoteca Amici Miei auf dem Vorgartenmarkt … gab’s Focaccia und Tortellini Und im Wilder Osten Käse mit Powidl und süße Teigtascherl
Auf dem Weg Richtung Innenstadt machten wir auch im Dogenhof auf der Praterstraße Halt. Punkto Location sicher eine der coolsten Stationen. Denn parallel zur Gusto-Guerilla-Tour fand in den mondänen Räumlichkeiten ein Kunst- und Antiquitäten-Flohmarkt statt. Zum Snacken gab’s Holzofen-Sauerteigbrötchen mit Kürbis-Bruscetta.
Im Dogenhof konnte man einkaufen … und Kürbis-Bruscetta snacken
Das Kontrastprogramm zum exklusiven Dogenhof mit Fingerfood stellte dann das SoFare dar. Im schlichten Streetfood-Laden in der Hollandstraße bekamen wir Strozzapreti-Nudeln mit vegetarischem Pesto Siciliano im Pappgeschirr mit Plastikbesteck. Die Pasta war zwar nicht übel, aber auch nichts Besonderes.
Weitaus Raffinierteres stand in der nächsten Station auf dem Programm. Im Specht in der Bäckerstraße hatten wir die Auswahl aus Rote-Beete-Carpaccio mit Rucola und Schafkäse, Knödel und Kraut, Schwammerl-Cappuccino, Kalbsbutterschnitzel mit Erdapfelpüree, Zimtzucker-Grießknödel auf Beerenragout sowie Mascarponecreme mit Quittenragout. Pro Person wurde eine Kleinportion serviert. In unserem Fall Kalbsbutterschnitzel und Grießknödel – beides eine Werbung für die unkomplizierte bodenständige Küche des Innenstadt-Restaurants.
Das Restaurant Specht überzeugte mit Hausmannskost
An sich hat Gusto Guerilla die Grätzel-Tour zwar für Fahrradfahrer konzipiert. Die einzelnen Stationen waren aber auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln bzw. zu Fuß unkompliziert zu erreichen. Vom Stephansplatz fuhren wir etwa mit der U1 zur Taubstummengasse weiter, von wo wir wenige Minuten zur nächsten Station spazierten.
Auf der Wieden machten wir bei Der Greißler Station. Im Bio-Laden auf der Margaretenstraße konnte man unter professioneller Anleitung tolle Craftbiere aus dem Hause Der Belgier verkosten. Und zum Abschluss ging’s schließlich weiter in die La Vita E Bella-Weinbar in Margareten. Wirt Marco Mercuri servierte dort italienische Weine und Feinkost aus seinem Heimatland: Prosciutto, Salami, Kapernbeeren und Oliven.
Italienische Feinkost stand im La Vita E Bella auf dem Programm
Drei Stationen – eine im 3., eine im 20. und eine im 6. Bezirk – mussten wir aus Zeitgründen leider auslassen.
Unser Fazit: Die Grätzel-Tour von Gusto Guerilla ist den Preis von 39 Euro definitiv wert. Man lernt zum Teil neue Lokale kennen und bekommt für das Geld zum Teil echt gute Snacks. Pappsatt waren wir am Schluss zwar nicht, was zum einen sicher an der Größe der einzelnen Portionen lag. Zum anderen aber auch daran, dass wir zwischen den einzelnen Stationen reichlich Bewegung an der frischen Luft gemacht haben. Ganz ohne Bargeld oder Karte sollte man die Tour übrigens nicht beschreiten – denn die Getränke sind bei den wenigsten Stopps inkludiert.